Schlafstörungen | Insomnia
Schlafen Sie schlecht, sind Sie eigentlich ein bißchen aus dem Leben katapultiert. Morgens wie gerädert, tagsüber nicht leistungsfähig und unkonzentriert. Das Hirn macht nicht so richtig mit, der Rest auch nicht.
Was kann man selbst tun, wenn man nachts nicht neue Kräfte sammeln kann, was kann die Medizin anbieten, wie ist die Sichtweise der Chinesischen Medizin?
Schlaf: Ein Drittel unseres Lebens
Ein Drittel unseres Lebens verbringen wir normalerweise im Schlaf. Stoffwechsel, Organfunktionen, Hirntätigkeit, alle Vorgänge in unserem Organismus werden ständig z.B. an die Tages- und Nachtzeit angepaßt. Die Lebensvorgänge folgen einer sich wiederholenden Melodie im 24-Stunden-Takt (zirkadiane Rhythmik). Schlaf ist lebensnotwendig und Schlafstörungen sind sehr verbreitet. Man könnte geneigt sein, von einer Epidemie der Insomnie zu sprechen.
TCM: Medizin der Lebensrhythmen
In der Traditionellen Chinesischen Medizin haben die Rhythmen und sich wandelnden Zyklen einen besonderen und grundlegenden Sinn.
Schon das bekannte Yin-Yang-Symbol symbolisiert dies: .
Wir bewegen uns natürlicherweise mit den Zyklen von Tag und Nacht, in der Folge der Jahreszeiten und inmitten der unterschiedlichen Lebensphasen, darum ist es in alledem von zentraler Bedeutung, sich in diesen Fluß einzufügen.
Eine Fülle von inneren und äußeren Einflüssen kann Ihren persönlichen Fluß in diesem Gefüge empfindlich stören.
Was tun bei Schlafstörungen?
Ein Therapeut der TCM wird zusammen mit Ihnen versuchen, diese Einflüsse und Beeinträchtigungen zu analysieren. Zu so einer Analyse gehört auch, Ihre individuellen Reaktionsmuster auf die innere und äußere Einflüsse herauszufinden. Aus der Sicht der Chinesischen Medizin gehören zu Ihrem persönlichen Reaktionsmuster körperliche Symptome und mentale Zustände, Ihre Konstitution, körperliche Untersuchungsbefunde auch von Puls und Zunge, Ihre Möglichkeiten und Fähigkeiten, Ihre Erkrankungen und Erfahrungen, Ihr soziales und berufliches Drumherum, unveränderliche Umstände ebenso wie veränderliche. All dies kann in die chinesische Diagnose einfließen. Die hat dann so eine interessante Bezeichnung wie beispielsweise Blockierung des Leber-Qi oder Magen-Hitze oder Schwäche des Herz-Yin.
Unordentliche Stichwort-Sammlung zum Einstieg:
Schlafstörungen (Insomnie) können als Einschlafstörung oder Durchschlafstörung auftreten oder aber auch als sehr frühes Erwachen
Auslöser können Medikamente und Drogen sein, z.B. auch Blutdruckmittel oder Hormone
Erkrankungen des Hormonsystems können den Schlafrhythmus stören (Wechseljahre, Schilddrüsenüberfunktion)
Eine Hypersomnie nennt man ein erhöhtes Schlafbedürfnis eine vermehrte Tagesschläfrigkeit ohne eine offensichtliche nächtliche Schlafstörung
Schlafapnoe ist eine Störung der Atmung während des Schlafes
Bewegungsstörungen während des Schlafes (Restless Leg Syndrom = unruhige Beine)
Parasomnien treten “neben” dem Schlaf auf: z.B. Schlafwandeln, Zähneknirschen oder Alpträume
Eine extreme Form des Schlafwandels ist das panikartige Aufwachen (pavor nocturnus) ohne Erinnerung an den Grund der Panik
Beim Alptraum wacht man auf und erinnert sich an den angsterfüllten Traum
Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus (Zirkadiane Schlafstörungen)
Eine Herzschwäche kann den Schlaf erheblich stören, z.B. mit nächtlicher Luftnot im Liegen
Im Rahmen von Flugreisen ist der Schlaf oft vorübergehend gestört (Jetlag)
Eine Schlafstörung kann z.B. die Entstehung von Übergewicht und Diabetes begünstigen
Schlaf kann sich in ungewohnter Umgebung verschlechtern, z.B. auf Reisen
Fruchtlose Grübeleien, Zwangsgedanken oder Ängste können Grund für Schlafstörungen sein
Schmerzen können den Schlaf empfindlich stören (orthopädische und neurologische Gründe für Schlafstörungen)
Unerträglicher Juckreiz kann Ursache für eine Schlafstörung sein

Schlaf-Tagebuch

Was tun bei Schlafstörungen?
Sie fragen sich, warum Sie schlecht schlafen, so könnte Ihr Weg zu einem besseren Schlaf beginnen: Halten Sie Ihren Tagesablauf schriftlich fest. Die Analyse kann dabei helfen, Ursachen zu finden und erste Ideen für die Behandlung Ihrer Schlafstörung zu entwickeln. Je detaillierter Ihre Aufzeichnungen sind, desto hilfreicher. Am besten, Sie führen eine zeitlang ein Schlaf-Tagebuch, daß auch andere Dinge enthält: Uhrzeiten, Symptome, Gewohnheiten und Vorlieben, Zusammensetzung Ihrer Mahlzeiten mit Zeitangaben. Zwischendurchsnacks, Getränke, Stichworte zu allen über den Tag verteilt Tätigkeiten.
Einwände
Automatisch kommen beim Schreiben ins Tagebuch vielleicht Einwände auf, daß Sie an alledem eh nichts ändern können. Schließlich wäre Ihr Tagespensum ja eigentlich auch für 3 Personen zu viel, oder Ihre Lebenssituation ist eben, wie sie ist.
Diese Einwände sollten Sie vielleicht auch in Ihre Aufzeichnungen aufnehmen. Hier geht es ja um eine Analyse, und nicht um eine Änderung! Die Einwände können Sie als wertvolle Hinweise betrachten. Auch unveränderliche Hemmnisse sind nützlich für einen Dialog mit sich selbst oder z.B. Ihrem TCM-Arzt. Versuchen Sie, Widersprüche in sich selbst wahrzunehmen und vielleicht sogar zu akzeptieren.
Ursachen von Schlafstörungen

Schlafstörungen sind ausgesprochen häufig und können sich mit den verschiedensten Symptomen äußern. In Streßphasen hat wohl fast jeder schon Zeiten durchlebt, in denen der Schlaf schlechter war. Eine Schlafstörung, auch Insomnie genannt, kann auch im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen auftreten. Dann würde man vielleicht nicht von einer eigentlichen (“primären”) Schlafstörung sprechen, sondern eher von einem Symptom im Rahmen einer Grunderkrankung, dann im medizinischen Fachjargon einer “sekundären” Schlafstörung. So eine Grunderkrankung kann z.B. eine Depression sein, eine Angsterkrankung, ein Schilddrüsen‑, Lungen- oder auch ein Herzleiden. Depressionen können zu schlechtem und nicht erholsamen Schlaf führen. Menschen mit Paniken können beispielsweise aus einem Traum heraus mit Panikattacken aufwachen. Auch Medikamente und Drogen können den Schlaf beeinträchtigen.
Die Ernährung spielt (überhaupt für die Gesundheit) eine überragende Rolle. Manchmal kann man sich kaum vorstellen, wie groß der Einfluß von Menge, Qualität und Art der Nahrung wie auch der Zeitpunktes der Nahrungsaufnahme ist.
Mögliche Folgen von Schlafstörungen
Andererseits können anhaltende Störungen des Schlafes die Entstehung anderer Krankheiten begünstigen, z.B. eine Schwächung des Immunsystems, so daß eine Infektneigung entsteht. Auch die Entstehung von Übergewicht und Diabetes kann begünstigt werden.
Da schlechter Schlaf erhebliche Folgen wie z.B. Erschöpfung und Müdigkeit, Leistungsminderung und Konzentrationsstörungen haben kann, möchte man einfach nur noch wieder schlafen, greift manchmal zur Flasche oder zu Schlafmitteln, die zwar erstmal wieder den ersehnten Schlaf herbeiführen, aber z.B. durch Störung der Schlafqualität das Problem oft mit aufrechterhalten.
Schlafstörungen: Diagnostik

Eine Kernkompetenz des Arztes findet sich in der Anamnese. Dies ist ein Gespräch mit ggf. einer Untersuchung, in der man die Symptomatik erfährt, weitere Beschwerden abklopft, die Ursachen eingrenzt und das weitere Vorgehen überlegt. Eine ausführliche Anamnese in unserer Schulmedizin unterscheidet sich dann ein bißchen von einer TCM-Anamnese. Ihr Arzt für Chinesische Medizin interessiert sich eher noch für Details wie den Zungenbelag, den Puls, für Eigenheiten des Patienten wie Schwitzen, Frieren, Trockenheit von Haut und Schleimhäuten und dergleichen mehr. Das ist wichtig, um Konstitution und Beschwerdebild des Patienten in die “Denke der TCM” zu übertragen, in eine Diagnose im Sinne der Traditionellen Chinesischen Medizin zu übersetzen.
Die schulmedizinische Diagnostik geht dann ihren Gang. Vielleicht mit einer Blutabnahme um eine Blutarmut oder eine Schilddrüsenüberfunktion auszuschließen. Eventuell mit der Bitte, einen Dermatologen aufzusuchen, weil der Schlaf durch ständigen Juckreiz unterbrochen wird. Oder auch mit einer Überweisung zum Nervenarzt, weil der Schlaf durch Grübelzwänge, ständiges Zappeln der Beine oder Panikattacken unmöglich gemacht wird. Und schon hat sich die Schlafstörung zu einem medizinisch komplexen Problem entwickelt. Das mag lästig sein, kann aber auch wertvolle Informationen liefern, wie das Schlafproblem angegangen werden könnte.
Die Diagnose in der Chinesische Medizin legt ihren Schwerpunkt auf Befragung, ggf. Untersuchung, Zungen- und Pulsdiagnose, aber natürlich achtet ein schulmedizinisch ausgebildeter TCM-Arzt auch auf mögliche “schulmedizinische” Diagnosen.
Behandlung von Schlafstörungen
Bei der Behandlung von Schlafstörungen werden natürlich eventuelle Grunderkrankungen vordringlich behandelt. Die Besonderheit der Chinesischen Medizin besteht in der gleichzeitigen Behandlung der konstitutionellen Eigenarten des individuellen Patienten und der Krankheitssymptomatik.
Die Schlaflosigkeit einer ängstlich-ruhelosen Patientin mit Herzklopfen, Schwindel und breiigem Stuhl (Grundsituation eher Qi- und Blut-Mangel) wird in der TCM anders behandelt, als die Schlaflosigkeit einer reizbar-depressiven Patientin mit kalten Fingern und Zehen und leichtem Blähbauch (Grundsituation eher Leber-Qi-Blockierung).
Manchmal ist die Situation komplex und die Ursachen der Insomnie sind vielfältig. Dann kann der Behandlungsbeginn sinnvollerweise an einer Stelle des Geschehens beginnen.
Es ist zwar schade, aber mit einem Wunder im Sinne einer spontanen Heilung aus der Schublade mit der Aufschrift “Zauberei” ist bei einer Schlafstörung (die vielleicht sogar seit Jahren in Sie “eingearbeitet” ist), würde ich eher nicht rechnen.

Gui Pi Tang
Die Rezeptur, die die Mitte wiederherstellt. Diese Rezeptur aus Heilkräutern, die unter anderem Longan-Früchte, Ginseng und Ingwer enthält, spielt in der Behandlung von Schlafstörungen mit der passenden TCM-Diagnose eine Rolle.
Da durch diese Rezeptur das Yin genährt wird, kann sie die Entwicklung von “Ruhe im Karton” begünstigen. Dadurch können diese Kräuter z.B. auch bei der Behandlung von Ängsten versucht werden.