Hypnotherapie
1. Was ist Hypnotherapie?
Denken Sie bei Hypnotherapie oder Hypnose vielleicht unwillkürlich an Kaa, die Schlange aus dem Dschungelbuch? Sie sehen vielleicht farbige, konzentrische Kreise vor ihrem inneren Auge und erinnern sich an eine angenehme Melodie:
.….. hör auf mich, glaube mir .…..
Wie eingesogen in die Filmwelt, wie hypnotisiert.
Wie alt sind Sie da etwa, erinnern Sie sich vielleicht an das Kino, vielleicht sogar an den Duft von Popcorn, an die Luft draußen nach dem Film …
2. Trance
Das Eintauchen in solche Erinnerungen, in innere Bilder wie in einen Tagtraum, kann spontan oder durch Alltagsereignisse angestoßen werden – durch eine Frage, durch ein Wort, eine Melodie, einen Duft, durch eine bestimmte Situation. Es können sich unwillkürlich wie von selbst Bilder wie in einer Art inneren Multimediashow aneinanderreihen.
So eine Folge von Tagtraum-Fetzen innerer Bilder ist ein Beispiel für einen Trancezustand.
3. Alltags-Trance
Oder Ihr täglicher Arbeitsweg, seit Jahren der Gleiche, zur Fuß oder mit dem Rad, mit dem Auto oder der Bahn. Sie sind eine Weile unterwegs, vielleicht zum Teil wie automatisch als ob Ihr Körper den Weg von alleine kennt, derweil hängen Sie Ihren Gedanken nach, den inneren Bildern, die in ihrem eigenen Rhythmus und in ihrer eigenen merkwürdigen Logik kommen und gehen. Auch das nennt man einen Trancezustand, in dem man eben nicht schläft, sondern durchaus anhält, wenn die Ampel auf rot schaltet. Die Inneren Bilder bestimmen sozusagen selbst über ihr Erscheinen, es ist das unwillkürliche Erleben, das in den Mittelpunkt der inneren Aufmerksamkeit rückt.
Hypnotherapie kann diese inneren Bilder, Vorgänge und Erinnerungen nutzen, die unwillkürlich wie von selbst auftauchen.
4. Alltagswahrnehmung
Im Wechsel mit solchen Trancephasen kommen Sie aber auch wieder ins Alltagsdenken, in dem Sie nicht vor sich hinträumen, in dem Sie etwas wollen oder nicht wollen, in dem Sie ein Problem analysieren, in dem Sie überlegen, ob Sie nicht noch eben ein Brötchen kaufen sollten und was heute im Büro als erstes getan werden muß. Im Gegensatz zum unwillkürlichen Erleben, das seine eigene Dynamik hat und kaum vom Willen gesteuert wird, herrscht nun im Alltagsdenken das willkürliche Erleben mit dem vom Willen gesteuerten Denken vor.
5. Therapie
Eine Trance ist also ein Alltagsphänomen, das jeder kennt, und nicht nur ein besonderer, therapeutischer Zustand. In einem Trancezustand ist man eher wach als schläfrig, aber in einer besonderen Art wach. Die innere Aufmerksamkeit, der Focus der Aufmerksamkeit ist auf die unwillkürlichen Vorgänge im Inneren gerichtet. In der Hypnotherapie werden diese unwillkürlichen inneren Vorgänge genutzt. Was von uns als problematisch angesehen wird, hat meist mit unwillkürlichen inneren Prozessen zu tun, von denen man sagen könnte: “es passiert ganz automatisch, ich wollte es gar nicht.” Diese Prozesse sind von uns nicht erwünscht. Das Unwillkürliche im Hirn ist schneller und durchsetzungsstärker als das Willkürliche. Darum eben: “Ich wollte es nicht, aber es ist einfach passiert”. Eine Aufgabe in der Hypnotherapie kann sein, diese unerwünschten Prozesse durch erwünschte zu ergänzen oder zu verändern.
6. Kontrolle
Um wieder auf die Schlange Kaa zurückzukommen: Die weit verbreitete Vorstellung von einer Hypnose als wehrlosem Zustand, in dem die Kontrolle über das eigene Denken und Tun abgegeben wurde und einem “im Hirn herumgerührt wird”, um hinterher Dinge zu tun, die man nie tun wollte, trifft auf die Hypnotherapie nicht zu. Sie bleiben immer “Herr der Situation”.
7. Automatismen
Auf der Ebene unwillkürlichen Tuns und Erlebens kann es in uns auch Unerwünschtes geben, kann es innere Automatismen geben, die unwillkürlich zu nicht erwünschtem Denken und Handeln führen können. Man wird vielleicht wütend, wenn man an eine bestimmte Person nur denkt oder fühlt sich vielleicht in bestimmten Situationen wie ein 6‑jähriges eingeschüchtertes Kind. Möglicherweise muß man zwanghaft zehn mal kontrollieren, ob beim Verlassen der Wohnung auch wirklich alle Lichter ausgeschaltet sind. Diese Automatismen mit dem Willen zu unterdrücken, ist schwer bis unmöglich. Auch die Befunde der Hirnforschung zeigen deutlich, daß solche unwillkürlichen Prozesse schnell und dominant ablaufen und uns unweigerlich “in Gange setzen” (nochmal nach dem Licht sehen). Der willentliche Zugang ist schwierig, erscheint manchmal auch unmöglich. Diese Vorgänge in uns können hypnotherapeutisch zugänglich sein.
8. Es passiert einfach
Vielleicht kennt man im Hochstress nur noch den Gedanken an Schokolade, vielleicht gerät man beim Verlassen des Heimatortes in Panik oder bekommt Kopfschmerzen beim Gedanken an die Schule oder die Uni. All solche “Zustände” haben mit unwillkürlichem inneren Geschehen zu tun. Man hat dann vielleicht das Gefühl wie “es passiert einfach, ich will das eigentlich gar nicht”. In der Hypnotherapie soll auf solche unwillkürlichen Prozesse (der unerwünschten Art) Einfluß genommen werden, es sollen möglichst solche erwünschter Art aktiviert werden. Man versucht, seine inneren Muster “umzustricken”. Die inneren Muster entwickeln sich meist in bestimmten Lebensumständen, durch besondere Lebenserfahrungen. Je öfter derlei “Handlungsmuster” im Leben durchgeführt werden, desto stabiler und beeinträchtigender können sie werden. Das ist wie beim Klavierüben, beim Häkeln, beim Tennis und beim Schreibenlernen. Je länger und öfter, desto stabiler und routinierter läuft´s ab. Die Verknüpfungen der Nervenzellen werden immer widerstandsfähiger gegenüber Änderungen. Und: das intellektuelle Verstehen solcher unwillkürlichen Vorgänge ungewollter Art führt leider nur bedingt zu einer Änderung.
9. Wofür und für wen?
Hypnotherapie ist für Kinder und Erwachsene gleichermaßen geeignet und wird meistens als angenehm erlebt. Natürlich geht es häufig um unangenehme und lästige Themen, aber die Art und Weise der Behandlung fühlt sich trotzdem meist entspannend an.
Zu den möglichen Dingen, die bedacht werden könnten, zählen zum Beispiel Ängste, Zwänge, Phobien, lästige Angewohnheiten, Süchte, Psychosomatische “Erscheinungen”, Schmerzen, sogenannte Verhaltensstörungen, Burnout, Depressionen und Schlafstörungen.
Manchmal ist eine kleine “Schnuppersitzung” hilfreich. Man kann dann besser beurteilen, ob sich “das Ganze” gut anfühlt und ob man mit dem Therapeuten überhaupt zurechtkommt.
10. Was Hypnotherapie NICHT ist
Hypnotherapie ist nicht eine Art Wunderbehandlung. Man wird nicht in eine Art Schlafzustand versetzt, in dem dann ein bißchen im Hirn herumgerührt wird, und aus dem man wieder aufwacht mit der Erfahrung, daß z.B. das Trauma auf magische Weise verschwunden ist. Es ist nicht so, daß man von der Sitzung nichts mitbekommt bzw. hinterher alles vergessen hat. Es ist auch nicht die Art Behandlung, die man ein‑, zweimal macht, und dann ein anderer Mensch ist, wie neu, ohne schlimme Erfahrungen. Hypnotherapie ist nicht das Mittel der Wahl, um wie auf Knopfdruck ohne eigenes Zutun in Null-Komma-Nichts von allen üblen Gedankenkarussells befreit zu werden.
11. Was ist Hypnotherapie denn dann?
Hypnotherapie ist eher wie ein Gespräch, in dem auch Trance-Zustände vorkommen können. Milton Erickson der “Vater” der Hypnotherapie, hat mal gesagt, daß er in vielleicht einem Viertel der Therapiegespräche so etwas wie eine “offizielle” Hypnoseeinleitung benutzt hat. Hypnotherapie ist eher wie eine Psychotherapie, oder auch ein Coaching. In der Hypnotherapie können auch, je nach Stil des Therapeuten, Elemente aus verschiedenen “Ecken” der Psychotherapie vorkommen wie z.B. EMDR®, Klopfakupunktur, Somatic Experiencing (SE)® und Ähnlichem. Und was ganz zentral und wichtig ist: wir gucken gemeinsam, was gerade gut und richtig ist, was Sie gerade möchten oder auch nicht möchten. Die Hypnotherapie sollte sich für Sie “stimmig” anfühlen. Wenn das nicht so ist, könnte entweder diese Form oder der Therapeut zu dieser Zeit nicht das Richtige sein. Das gibt´s natürlich auch.
12. Und natürlich die Kosten
Hypnotherapie ist Psychotherapie. Aber Hypnotherapie bei mir ist keine Psychotherapie im Sinne der gesetzlichen wie der privaten Krankenversicherung. Ich bin kein Psychotherapeut, sondern Facharzt für Innere Medizin mit Ausbildung in Hypnotherapie (Medizinische Hypnose, Milton-Erickson-Gesellschaft). Das hat Vor- und Nachteile. Die Hypnotherapie bei mir wird in der Regel nicht von Gesetzlichen Krankenversicherern erstattet (kann aber bei der Steuer geltend gemacht werden), und nur zum Teil von Privaten Krankenversicherern. Zu den Kosten siehe hier, eine 50-Minuten-Sitzung kostet etwa € 125. Die Rechnung mitsamt Ihrer Diagnose taucht aber auch nirgends offiziell auf, nicht bei der Krankenkasse, nicht beim Medizinischen Dienst, nicht in der Zentralen Datenspeicherung, die gerade politisch durchgesetzt wird, und desaströse Folgen haben könnte.